27.01.2013

Brecht und Internet


TOBIAS SCHULZE
Internet und Brechts Radiotheorie

Mit der Verbreitung des Internets ab Mitte der 90er Jahre hat sich die Kommunikations-, aber auch die Politikwissenschaft mit der Frage nach der Veränderung der politischen Kommunikationsstrukturen durch dieses Netzmedium beschäftigt. Diese Diskussionen spielten bei der Verbreitung neuer technologischer Möglichkeiten immer eine große Rolle, wie nicht zuletzt Brechts »Radiotheorie«, Habermas’»Strukturwandel der Öffentlichkeit« oder auch Enzensbergers »Medientheoriebaukasten« zeigen. Es galt immer wieder die Frage zu bearbeiten, wie die neuen technischen Möglichkeiten neue Horizonte für die politische Kommunikation eröffnen und damit auch gesellschaftliche Machtverhältnisse verändern können.
Das Internet als neuestes, neuartiges und schnell wachsendes Medium wird ebenso dieser Fragestellung unterworfen. Dabei sind verschiedene theoretische Zugänge denkbar, »basisdemokratietheoretische« nach Habermas, systemtheoretische nach Luhmann oder etwa (sub-) kulturell bewegungsorientierte Ansätze der Neuen Linken. Eine explizit materialistische Methode der Untersuchung des Internets als Kommunikationsmedium und Produktionsmedium wurde bisher eher vernachlässigt, wohl auch, weil diese in der egalitaristischen Euphorie der New Economy als überholt angesehen wurde und eine solche Methode in der Kommunikationswissenschaft ohnehin rar ist.