(Die Schumannschen Klangfarbengesetze und ihre Bedeutung für die Übertragung von Sprache und Musik, Paul-Heinrich Mertens, Frankfurt/M 1975)
Schumanns sehr penibel durchgeführten Arbeiten, die nicht nur die bis dahin allgemein gültige Helmholzsche Theorie widerlegte - was allein für die damalige Zeit ein kaum zu überschätzendes Unterfangen war -, sondern darüber hinaus für alle Überlegungen der technischen Reproduktion realer Klänge unerläßlich sind, führten dann in der Folge zu den Versuchen, die J. Kadow 1930 in Berlin durchführte.
Die Versuchspersonen, die die Klangfarben zu beurteilen hatten, waren durch einen Vorhang von der Abstrahlungsapparatur getrennt. Sie hatten zu beurteilen, ob hinter dem Vorhang ein Geiger die Violine zum Erklingen brachte, oder ob es sich um elektroakustisch übertragene Violinklänge handelte."
Mertens beschreibt diese Versuche wie folgt:
"Violintöne in den Stärkegraden p, mf, f und ff aller vier Saiten und auch Melodienfolgen verschiedener Stärkegrade wurden elektroakustisch aufgenommen, verstärkt und in einem anderen Raum, der zu dem Aufnahmeraum akustisch abgedichtet war, über einen Lautsprecher abgestrahlt. Als Lautsprecherabstrahlungsfläche diente eine Violine, bei der der mechanisch schwingende Teil des Telefons am unteren Teil des Geigenkörpers fest angebracht war, so daß die Schwingungen unmittelbar auf den Resonanzkörper der Violine übertragen und von diesem abgestrahlt wurden. [...]
"Violintöne in den Stärkegraden p, mf, f und ff aller vier Saiten und auch Melodienfolgen verschiedener Stärkegrade wurden elektroakustisch aufgenommen, verstärkt und in einem anderen Raum, der zu dem Aufnahmeraum akustisch abgedichtet war, über einen Lautsprecher abgestrahlt. Als Lautsprecherabstrahlungsfläche diente eine Violine, bei der der mechanisch schwingende Teil des Telefons am unteren Teil des Geigenkörpers fest angebracht war, so daß die Schwingungen unmittelbar auf den Resonanzkörper der Violine übertragen und von diesem abgestrahlt wurden. [...]
Die Versuchspersonen, die die Klangfarben zu beurteilen hatten, waren durch einen Vorhang von der Abstrahlungsapparatur getrennt. Sie hatten zu beurteilen, ob hinter dem Vorhang ein Geiger die Violine zum Erklingen brachte, oder ob es sich um elektroakustisch übertragene Violinklänge handelte."
Die Hörversuche erbrachten folgende Resultate:
Übertrug man elektro-akustisch den Klang einer Geige von minderer Klangqualität und wählte als »Lautsprechergeige« ebenfalls ein Instrument minderer Klangqualität, so wurden von der Lautsprechergeige Klänge minderer Qualität abgestrahlt und entsprechend beurteilt.
Übertrug man elektro-akustisch den Klang einer Geige von minderer Klangqualität und wählte als »Lautsprechergeige« ebenfalls ein Instrument minderer Klangqualität, so wurden von der Lautsprechergeige Klänge minderer Qualität abgestrahlt und entsprechend beurteilt.
Benutzte man aber als Lautsprechergeige ein klanglich hochwertiges Instrument, so wurde die Klangfarbe der Töne, die von einer minderwertigen Geige elektronisch aufgenommen worden waren, durch die gute Lautsprechergeige so verändert, daß die reproduzierten Klänge durchweg dem edlen Ton des hochwertigen Instruments entsprachen. Das heißt: Die Klänge der schlechten Geige, die elektro-akustisch aufgenommen wurden, erfuhren eine Veredelung in Richtung der Klänge der sehr guten Lautsprechergeige [...].
In gleicher Weise angestellte Versuche der Viola, dem Violoncello und dem Kontrabaß ergaben entsprechende eindeutige Resultate.
Für die Wiedergabe von Lautsprechermusik ergeben sich daraus eklatante Konsequenzen: Der Glaube an die Linearität der Wiedergabe als Qualitätsmerkmal gerät ins Wanken, und genau da setzt das Konzept der akusmatischen Musik an. Der Lautsprecher wird als Instrument mit durchaus eigener Charakteristik behandelt und als solches im Raum plaziert; gerade seine Nicht-Linearität macht ihn zum wertvollen Instrument.
(Quelle: http://www.avantart.com/fmo/texte/positionen.htm)