08.07.2012

Aleatorik


Das Adjektiv aleatorisch begegnet in musikalischem Zusammenhang erstmals 1954 bei Werner Meyer-Eppler, der den Ausdruck als statistischen Terminus verwendet: „Ein Signal heiße aleatorisch, wenn sein Verlauf im groben festliegt und durch mittelwertbeschreibende statistische Parameter bestimmt ist, im einzelnen aber vom Zufall abhängt.“ Meyer-Eppler gebraucht den Begriff ‚aleatorisch‘ v.a. im Zusammenhang mit schwingungstechnischen Vorgängen, deren (elektroakustisch-) kompositionstechnische Verwendung er beschreibt (z.B. aleatorische Modulation).
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Aleatorik)

Die Verwendung des Zufalls in Kompositionsprozessen ist Ausdruck einer veränderten Sichtweise unserer Welt, die sich seit Beginn des Jahrhunderts vor allem in den Naturwissenschaften abzeichnete, wo der Newton'sche Determinismus zunehmend durch statistische Zustandsbeschreibungen ersetzt wurde. Im atomaren Bereich konnte Heisenberg nachweisen, daß durch eine Unschärferelation die Messung verschiedener Zustände eines Teilchens nie exakt sein kann, wodurch eine genaue Beschreibung unmöglich ist. Damit wurde auch mit dem Köhlerglauben aufgeräumt, die Welt sei nichts als eine komplizierte Maschine, die völlig in den Griff zu bekommen sei, fände man nur ihre exakte Formel. Sie offenbart sich vielmehr als komplexes System zwischen den Bereichen des Determinierten und Chaotischen. Jedoch sollte dies weder zur ideologischen Verherrlichung des Zufalls führen, noch zum alleinigen Vertrauen auf das rational Bestimmbare. Keinesfalls darf übersehen werden, wozu der Zufall eigentlich taugt: er kann ein Mittel zur Erkenntnis und Erweiterung des empirischen Horizontes sein, niemals aber die Erkenntnis selbst.
(Quelle: http://www.essl.at/bibliogr/stockhausen.html)