Die Geschichte, mit der Schwarzer sich, sorgfältig tendenziös formulierend, ihren Feinden entgegenwirft, ist atemberaubend: In den achtziger Jahren – das war, als in Hessen die erste rot-grüne Koalition regierte – sah sie sich gezwungen, in der Schweiz, also dem Land der Freiheit, der Moral und der höchsten Bordelldichte Europas, ein Sümmchen auf ein Konto "einzuzahlen", weil sie erwartete, demnächst vor einer "Hatz" gegen sie "ins Ausland" fliehen zu müssen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ist dies eine zynische Instrumentalisierung des Schicksals und der Angst echter politischer Flüchtlinge. Oder es ist eine lächerliche Lüge. Selbst wenn Schwarzer vor dreißig Jahren Verfolgungsideen dieser Art gehabt hätte: Die Straftaten, deretwegen sie sich jetzt angezeigt hat, beging sie in den vergangenen zehn Jahren. In dieser Zeit saß sie in Spielshows herum, äußerte ihre Meinung über andere in Bild und in Talkshows. Sie war nicht Verfolgte, sondern Verfolgerin. Text: © zeit.de
Bedeutet die Selbstanzeige von Alice Schwarzer nun, dass bei den Steuerbetrügern ein Umdenken stattgefunden hat? Sicher nicht. Ja, die Zahl der Selbstanzeigen ist im Laufe des vergangenen Jahres in die Höhe geschnellt. Aber der Grund dürfte wohl eher die gestiegene Gefahr sein, erwischt zu werden. Text: © freitag.de
Alice Schwarzer steht massiv in der Kritik. Und diese kommt oft unsachlich und ungerecht daher. Viele der Kritiker nutzen die Gelegenheit, sich an Schwarzer auszulassen, weil sie die Frau ohnehin nicht leiden können. Ressentiments gegen sie als Feministin und Emanze mischen sich in diese Kritik, mal unterschwellig, mal drastisch.
Allerdings ist Schwarzers Form der Selbstverteidigung auch nicht besonders geschickt. Mehr noch: Sie zeigt, wie anstößig und ungerecht sich die streitbare Emma-Herausgeberin in Konflikten selbst häufig verhält, wie sie Gegner scharf attackiert, wie sie unsachlich wird, wie sie emotionalisiert und diffamiert. Text: © zeit.de