10.06.2012

noise - Musik aus Geräusch


Der Begriff „Noise-Musik“ fasst verschiedene ästhetische Strömungen des 20. Jahrhunderts zu einem eigenen Genre zusammen. Dabei spielt die Mehrdeutigkeit des Begriffs, die sich im Deutschen mit den Wörtern „Rauschen“, „Geräusch“ und „Lärm“ auflösen lässt, eine herausragende Rolle. In der Noise-Musik kommt mithin die Emanzipation des Geräusches in der Kunstmusik des frühen 20. Jahrhunderts zum Tragen, dann die Bruitismen der italienischen Futuristen, die Entdeckung des Rauschens als musikalisches Material in der elektronischen Musik, die ästhetische Spiegelung industrieller und postindustrieller Produktionsweisen sowie die schiere Aufmüpfigkeit einer rebellischen Jugend im Umfeld der Punkbewegung.

Während im elektronischen Studio weißes und farbiges Rauschen bisweilen als Kategorie der ästhetischen Reinheit Verwendung fand, haben viele Werke der Noise-Musik eher etwas mit Verunreinigung und der Durchsetzung der Musik mit Welt zu tun. Es sind aber auch darüber hinausweisende Erfahrungsbereiche wie der Rausch, der Naturlaut und das Erhabene geltend zu machen. Zudem besteht ein signifikanter Unterschied zwischen Werken, die versuchen, das Geräuschspektrum möglichst dicht und laut zu gestalten, und solchen, die sich mit großer Aufmerksamkeit und Vorsicht auch entlegenen Geräuschen widmen; zwischen Werken, die vom Pophörer als „Industrial“ rezipiert werden, und solchen, die infolge ihres hohen Abstraktionsgrades eher an Arbeiten der bildenden Kunst erinnern.
(Quelle: http://soundart.zkm.de/noise-horstation/)