31.01.2013

Wie verklagt man YouTube?


"GEMA-Klage gegen YouTube kann nicht zugestellt werden" - solche und ähnlichen Überschriften sorgten am Nachmittag des 31. Januar 2013 bei den Onlinediensten zahlreicher Zeitungen von der "Süddeutsche" über den "Spiegel" bis zum "Handelsblatt" und auf den Newsportalen von "heise" oder "Golem" für Aufsehen. Die Berichte basieren auf einer Nachricht der "dpa", wonach eine Unterlassungsklage der GEMA gegen die Google-Tochter YouTube in Deutschland nicht habe zugestellt werden können. Nun drohe eine Verzögerung im Rechtsstreit. Das berichtet mediabiz.de

Die Gema will mit der Klage erreichen, dass die Sperrtafeln bei der Google-Tochter Youtube verschwinden.

Vor zwei Tagen hatte stern.de Neues für den Sperrbezirk anzubieten. Für den (nicht ganz ernst gemeinten) Beitrag hatte man beim Deutschen Komponistenverband keinerlei Verständnis. Eine harsche Protestnote an die Online-Redaktion des Stern folgte umgehend:
"…Die GEMA hat nicht ein einziges Video auf YouTube gesperrt. Das kann sie rein juristisch auch gar nicht. Seit April 2012 darf sie laut Landgericht Hamburg zwar 7, demnächst wohl 15 Videos auf YouTube sperren. Diese Titel vermisst aber Niemand…Das Videosperren besorgt YouTube selbst. Dabei handelt es sich um eine der bösartigsten, zynischsten Aktionen, die je in diesem Land gesehen wurden. Man sperrt willkürlich beliebte Videos, um die Menschen in Deutschland bis zur Weißglut zu verärgern und schiebt diesen Ärger der GEMA, also uns kreativen Musikautoren unter…Dieses perfide, linke Spiel hat in Deutschland eine breite, aufgeheizte Stimmung gegen die GEMA und uns Urheber erzeugt…Ein börsennotiertes, hoch profitgieriges Unternehmen macht zwar Milliarden mit den kreativen Leistungen von Musikern, möchte diese aber nicht, wie es das Gesetz in unserem Land fordert, angemessen beteiligen. Halt doch, man will 180 € für 1 Mio. Klicks zahlen…"

Auch das BAD BLOG OF MUSICK meldete sich zu Wort und legt dazu noch nach: "…Natürlich steht das GEMA-Mitglied am Besten da, dessen Musik am meisten gespielt wird. Dennoch verteidigt die Urheberrechtsgesellschaft grundsätzlich auch die Rechte der weniger Erfolgreichen. Hätten die nicht diesen starken Partner, gingen sie leer aus. Wie die Einnahmen nun verteilt werden, dass unterschiedliche Sparten auch unterschiedlich gewertet werden, liegt am gesetzlichen Auftrag, der neben wirtschaftlichen Gründen auch soziale und kulturelle Gründe für die Gestaltung der Verteilungspläne festschreibt, also gerade ausgleichende Gerechtigkeit verlangt, was im Vereinfachungsgeschrei untergeht…So folgt der Stern nun dem inzwischen deutschlandweit verbreiteten Trend, indirekte PR für den Weltgiganten Google zu betreiben, wie es z.B. die um ihre Leser mit allen Mitteln der feuilletonistischen Niederungen kämpfende insolvente „Frankfurter Rundschau“ unternimmt, die zuletzt greinte, dass die GEMA Schuld am Niedergang von Neue-Musik-Projekten im Berliner Berghain sein könnte…Immerhin wissen wir nun, über wen wir schadenfroh lachen dürfen, wenn sie den Kampf um ihr Überleben verlieren: Lieber Stern, liebe Frankfurter Rundschau, Sie sägen am eigenem Ast! Ich trainiere schon mal mein prustendes Zwerchfell…"


30.01.2013

Gemeinsam sind wir dümmer


Die Welt wird immer komplizierter, wie soll man da als Einzelner noch den Überblick behalten? Auf sich allein gestellt erscheint das unmöglich - aber wenn Hunderte oder Tausende Menschen sich zusammentun, sieht die Sache schon anders aus. Der Mensch profitiert von der sogenannten Schwarmintelligenz, der Weisheit der Vielen.

Der Nachrichtendienst Twitter gilt als Musterbeispiel für erfolgreiche Schwarmintelligenz. Spannende Nachrichten finden rasend schnell Verbreitung, Langweiliges verschwindet bereits nach wenigen Tweeds im Datennirwana. Dass Menschen gemeinsam bessere Entscheidungen treffen als einer allein, haben Experimente schon mehrfach bewiesen. So können Personen das Gewicht eines Bullen relativ präzise bestimmen, wenn sie einfach den Mittelwert ihrer Schätzungen nehmen.

Aber es gibt auch immer wieder Zweifel an der Weisheit der Vielen. Wie konnte es beispielsweise zur Finanzkrise kommen? Ein Forscherteam von der ETH Zürich hat nun in einem Experiment gezeigt, wie schnell Schwarmintelligenz in Schwarmdummheit umschlagen kann. Sobald Menschen nämlich erfahren, dass andere über ein Problem anders denken als sie selbst, ändern sie ihre eigene Meinung - zumindest ein bisschen.  www.spiegel.de


29.01.2013

Bedrohte Vielfalt


Musik formt die Identität einer Gesellschaft oder besser einer Kultur. Bestimmte regionsspezifische Eigenheiten kristallisieren sich heraus.

Will man eine Kultur verstehen, kommt man an ihrer Musik nicht vorbei. Führt allerdings auch hier die Globalisierung zum Untergang über einen langen Zeitraum gewachsener lokaler Kulturen und zur Entstehung einer globalen Hybridkultur, in welcher die nach marktwirtschaftlichen Prinzipien produzierte Popmusik dominiert?  Peter Holtz

TRI-INFO: Es gibt immer weniger Neues

Digitaler Maoismus


In seinem Essay Digital Maoism thematisiert Lanier den zunehmenden stumpfen Kollektivismus, der seiner Meinung nach am Deutlichsten in der Online-Enzyklopädie Wikipedia zum Ausdruck kommt. Lanier legt die Betonung seiner Kritik vor allem auf die individuelle Persönlichkeit, die aus seiner Sicht unter der Masse unterzugehen droht. Lanier betont, dass er mit Wiki (Kurzform für: Wikipedia), welches für ihn ein offenes Experiment darstellt, keine Probleme hat. Das Problem bestünde lediglich in der beängstigenden Tatsache, wie wichtig Wikipedia nach kurzer Zeit geworden ist, wie ernst es genommen wird und für wie unfehlbar die Nutzer dieses kollektiv erzeugte Wissen halten.

Die damit einhergehende und zunehmende „Wikifizierung“, die sich im Netz breit macht, verdeutlicht für Lanier die Unterordnung und gefährliche Wertschätzung, die der breiten Masse – der so genannten Schwarmintelligenz – entgegengebracht wird. Die Suchmaschinen leiten den Internetnutzer mittlerweile nicht mehr auf die Original-Seiten, sondern verweisen den Suchenden gleich auf die Seiten von Wikipedia. Das Ärgerliche für Lanier liegt in der Tatsache, dass die darin enthaltenen Einträge meist nur von den eigentlichen Quellen abgeschrieben wurden und somit nichts weiter sind als stupide Kopien.

Für Jaron Lanier taugen der Schwarmgeist bzw. die „Schwarmintelligenz des Kollektivs“ nur zur Vorhersage von statistischen Zahlenwerten wie z.B. Marktpreisen oder Wahlergebnisse, nicht aber zur Veranschaulichung von Wissen. Das kollektive Online-Buch Wikipedia würde letztendlich keine Wahrheit verbreiten, sondern lediglich die durchschnittliche Meinung einer anonymen Masse. Die Wissensdarstellung erfordere dagegen persönliche Kompetenz und Verantwortlichkeit. Das Internet fördert laut Lanier den Glauben daran, dass ein Kollektiv Meinungen, Ideen und Intelligenz hervorbringen könne, die denen des Individuums überlegen seien. www.hdm-stuttgart.de


28.01.2013

Neue Kunstformen im Netz


Kulturpessimisten, die im Internet den Untergang der hehren Kunst wittern, haben nur Angst vor dem Unbekannten.
Vor 37.000 Jahren, in einer Höhle in Südfrankreich: Ein jungsteinzeitlicher Künstler beginnt, ein Bild in die Decke einer Höhle zu ritzen. Neben dem Zeichner sitzt jemand und spielt Flöte, ein anderer schnitzt an einer Figur. Wahrscheinlich steht hinter den dreien ein älterer Stammesgenosse und erklärt ihnen ausführlich, warum das, was sie da treiben, zum Untergang der Kultur beiträgt. Man sei bislang sehr gut ohne Bilder, Musik und Statuetten ausgekommen, die Jugend könne sich auf eine gut erzählte Geschichte gar nicht mehr einlassen, und überhaupt würde man ja langsam wahnsinnig. Bei den vielen verschiedenen Ausdrucksformen, die neuerdings auf einen einstürmen, könne man sich ja kaum noch selbst denken hören.
Natürlich weiß man nicht, ob es sich so zugetragen hat. Die Vermutung liegt aber nahe. Denn jede Veränderung der medialen Gewohnheiten wird mit dem stets gleichen Misstrauen von den etablierten Kulturschaffenden beäugt. Am Anfang der Empörungskette steht zumeist das Abtun des Neuen als allenfalls technisch interessante, aber gesellschaftlich und kulturell wertlose Spielerei. Das betrifft das Fernsehen genauso wie den Film und das Radio. Selbst gedruckte Bücher, die bis zur Verbreitung des Internets größte mediale Revolution der Menschheitsgeschichte, waren Anfeindungen ausgesetzt. Es scheint ein Reflex, eine Konstante menschlichen Verhaltens zu sein, dem Status quo ante, der "guten alten Zeit", hinterherzutrauern, als das Leben einfacher und die Welt noch schön war. 
www.abendblatt.de

27.01.2013

Brecht und Internet


TOBIAS SCHULZE
Internet und Brechts Radiotheorie

Mit der Verbreitung des Internets ab Mitte der 90er Jahre hat sich die Kommunikations-, aber auch die Politikwissenschaft mit der Frage nach der Veränderung der politischen Kommunikationsstrukturen durch dieses Netzmedium beschäftigt. Diese Diskussionen spielten bei der Verbreitung neuer technologischer Möglichkeiten immer eine große Rolle, wie nicht zuletzt Brechts »Radiotheorie«, Habermas’»Strukturwandel der Öffentlichkeit« oder auch Enzensbergers »Medientheoriebaukasten« zeigen. Es galt immer wieder die Frage zu bearbeiten, wie die neuen technischen Möglichkeiten neue Horizonte für die politische Kommunikation eröffnen und damit auch gesellschaftliche Machtverhältnisse verändern können.
Das Internet als neuestes, neuartiges und schnell wachsendes Medium wird ebenso dieser Fragestellung unterworfen. Dabei sind verschiedene theoretische Zugänge denkbar, »basisdemokratietheoretische« nach Habermas, systemtheoretische nach Luhmann oder etwa (sub-) kulturell bewegungsorientierte Ansätze der Neuen Linken. Eine explizit materialistische Methode der Untersuchung des Internets als Kommunikationsmedium und Produktionsmedium wurde bisher eher vernachlässigt, wohl auch, weil diese in der egalitaristischen Euphorie der New Economy als überholt angesehen wurde und eine solche Methode in der Kommunikationswissenschaft ohnehin rar ist. 

26.01.2013

GEMA verklagt YouTube


Wie die Wirtschafts Woche heute mitteilt, hat die GEMA beim Landgericht München eine Unterlassungsklage gegen YouTube eingereicht.













Zuvor hatte die Gesellschaft, die die Urheberrechte von Musikern in Deutschland verwaltet, das Videoportal abgemahnt und aufgefordert, bei gesperrten Musikvideos den Hinweis auf die Gema zu unterlassen: „Leider ist dieses Video in Deutschland nicht verfügbar, da es Musik enthalten könnte, für die die Gema die erforderlichen Musikrechte nicht eingeräumt hat.“ Der Text sei reine Stimmungsmache, sagt Gema-Chef Harald Heker. Denn die Google-Tochter sperre mehr Videos, als die Gema fordere.

Heker verlangt je Musikvideoabruf 0,375 Cent. In dem Streit geht es um 1000 Lieder und einen Streitwert von 1,6 Millionen Euro. „Das Verfahren verlängert nur die Lösungsfindung“, kritisiert eine YouTube-Sprecherin. Knackpunkt sei die Mindestvergütung pro Klick: „Wir wollen eine prozentuale Summe, sonst müssten wir alle unwirtschaftlichen Videos von der Plattform verbannen.“ (Oliver Voß)

Kritik am Rundfunkbeitrag


Die Frankfurter Allgemeine berichtet heute:

Neuer Rundfunkbeitrag ist verfassungswidrig

Die Kritik am neuen Rundfunkbeitrag, den die öffentlich-rechtlichen Sender seit dem 1. Januar erheben, bekommt immer neue Nahrung. Der Handelsverband HDE hat ein juristisches Gutachten in Auftrag gegeben, das zu dem Ergebnis kommt, der Beitrag verstoße gegen das Grundgesetz.

Bestimmte Unternehmen und Branchen, Städte und Gemeinden, Behinderte, die bislang keine Gebühr zahlen mussten, und Bürger, die allein fürs Radio oder den Computer Gebühren entrichteten, werden deutlich stärker belastet. Insbesondere der Einzelhandel hat es mit zum Teil exorbitanten Steigerungen um das Zwei- bis Zehnfache zu tun.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) legt dazu nun ein Gutachten vor, verfasst von dem renommierten Verfassungsrechtler Christoph Degenhart aus Leipzig. Degenhart kommt zu dem Schluss: Der neue Rundfunkbeitrag verstößt gegen die Artikel 2 und 3 Grundgesetz, er greift in die Handlungsfreiheit der Unternehmen ein und ist nicht mit dem Gleichheitsgebot vereinbar. Da es sich dem Wesen nach um eine Steuer und nicht um einen „Beitrag“ handele, fehle es den Bundesländern, die den Beitragsstaatsvertrag verabschiedet haben, an der Gesetzgebungskompetenz. Der Rundfunkbeitrag sei formell und materiell verfassungswidrig. Mehr hierzu lesen…


25.01.2013

YouTube unterliegt GEMA


Plattform muss Musiktitel entfernen!

Fast zwei Jahre dauerte der Rechtsstreit zwischen der deutschen Verwertungsgesellschaft GEMA und der Musikvideoplattform YouTube. Nun hat das Hamburger Landgericht sein Urteil gesprochen.

D
ie Google-Tochter YouTube unternimmt nach einem Urteil des Landgerichts Hamburg nicht genug, um urheberrechtlich geschützte Lieder zu sperren. Das Gericht gab damit zum Teil einer Klage der Verwertungsgesellschaft GEMA statt. YouTube muss nun sieben Musiktitel aus seinem Angebot entfernen.
Die GEMA hatte gegen YouTube geklagt. Gegenstand des Verfahrens waren zwölf Musikstücke aus dem Repertoire der Verwertungsgesellschaft.
Dem Urteil wird grundlegende Bedeutung für das Urheberrecht im Internet beigemessen. Ob Revision eingelegt wird, ist noch zunächst unklar. Die Richter verhängten bei Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld von im Einzelfall bis zu 250.000 Euro oder Ordnungshaft von höchstens sechs Monaten.
YouTube muss nach der Entscheidung des Gerichts in Zukunft zwei Filter installieren, um das Hochladen von mehreren Titeln zu vermeiden, deren Rechte von der GEMA vertreten werden.

Um welche Songs ging es jetzt konkret?

Folgende Werke - genannt sind jeweils Titel, Interpret und Erscheinungsjahr - waren Gegenstand der GEMA-Klage: "Zwei kleine Italiener", Conny Froboess 1962; "Akropolis adieu", Mireille Mathieu 1971; "Ritmo de la noche", Chocolate 1990; "Sex An Der Bar", Alex C. feat. Y-Ass 2008; "Night in Motion", U96 1993; "In The Shadow, In The Light", Enigma 2003; "Lieder, die die Liebe schreibt", Nana Mouskouri 1978; "I feel like you", X-Perience 2007; "Club Bizarre", U96 1995; "Rivers of Babylon", Boney M. 1978; "Lieder, die wie Brücken sind", Rolf Zuckowski 1982; "Im Kindergarten", Rolf Zuckowski 1994

Quelle: http://www.tagesschau.de



GEMA und die ARD


In einer einer Pressemitteilung vom 23.01.2013 teilt die GEMA mit:

Derzeit laufen zwischen den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und der GEMA Verhandlungen über die Nutzung der Musikrechte. Der BR wird weiterhin in Hörfunk und Fernsehen auf das hochqualitative Musikrepertoire der GEMA-Mitglieder zurückgreifen.

Über die aktuellen Diskussionen zur Nutzung GEMA-freien Musikrepertoires erklärt Herr Kilian Steiner, Direktor Sendung und Online bei der GEMA: „Die ARD hat sich in unseren laufenden Vertragsverhandlungen entsprechend des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags stets zum Wert der Musik bekannt und uns versichert, dass sie weiterhin grundsätzlich auf das hochqualitative Musikrepertoire der durch die GEMA vertretenen Komponisten, Textdichter und deren Musikverlage zurückgreifen wird.“

Die GEMA vertritt in Deutschland die Urheberrechte von mehr als 65.000 Mitgliedern (Komponisten, Textautoren und Musikverleger) sowie von über zwei Millionen Rechteinhabern aus aller Welt. Sie ist weltweit eine der größten Autorengesellschaften für Werke der Musik.


TRI, GEMA abschaffen vom 01.09.2012

Die Gema pflegt gerne das Image einer karitativen Einrichtung, die sich um das Wohl aller Urheber sorgt, aber nur der Club der oberen 3400 macht Kasse.

65.000 Komponisten, Textdichter und Verleger sind als Gema-Mitglieder registriert, organisiert in einer Art Kastensystem, das streng einer frühkapitalistischen Logik folgt: Wer mehr verdient, steigt auf. Das Gema-Fußvolk und die breite Mehrheit unter den Urhebern sind „angeschlossene Mitglieder“, 54.605 waren es 2010.
Angeschlossene Mitglieder sind in den Ausschüssen, die über Verteilung und Auszahlungsmodalitäten entscheiden, praktisch nicht vertreten. Faktisch haben sie keine Rechte. Sie nehmen nur das Inkasso entgegen, das ihnen der Verein für die Nutzung ihrer Werke zuspricht.

Klar, dass alle Entscheidungen aus den Gema-Ausschüssen vor allem den Besserverdienern des Vereins zugute kommen. Denn diejenigen, die die Ausschüsse wählen, gehören selbst zu den Besserverdienern. Man muss sich das mal klar machen: Die ordentlichen Mitglieder, fünf Prozent aller Mitglieder, beziehen knapp 65 Prozent aller Ausschüttungen und haben zudem Anspruch auf Bezüge durch die Sozialkasse.
Spricht ein Gema-Oberer von „den Urhebern“, deren Rechte in diesen schwierigen Zeiten gewahrt werden müssen, so meint er die exklusive Kaste der 3400 ordentlichen Mitglieder. Im Gema-Aufsichtsrat sitzen ausschließlich erfolgreiche Komponisten, Textdichter und Verleger.

Quelle: http://www.fr-online.de


The Research Institute


23.01.2013

10000 FLIES


Gema vs. "Space Night" - Der Weg einer Nachricht

Die Social-Media-News-Charts berichten: Aus den Millionen Einzeldaten, die wir bei 10000 Flies monatlich erfassen, lässt sich auch sehr viel über die Verbreitung von Nachrichten lernen – welche Rolle dabei auch kleine Blogs spielen können – und wie die großen Mainstream-Medien dann eine solche Nachricht aufgreifen. Nehmen wir das Beispiel Gema vs. “Space Night”. Der Bayerische Rundfunk hatte die beliebte nächtliche Reihe “Space Night”, die zwischen 1994 und 2011 nachts im Bayerischen Fernsehen und danach nur noch bei BRalpha ausgestrahlt wurde, am 7. Januar zum letzten Mal gezeigt. “Grund hierfür ist, dass die GEMA eine Gebührenreform durchgeführt hat, sodass die Produktionskosten für “Space Night” für den Bayerischen Rundfunk erhöht wurden”, so der BR.

Als offenbar erstes Medium überhaupt hat das kleine, bis dahin nie in der breiteren Öffentlichkeit bekannt gewordene Blog “The Research Institute” diese Nachricht erfahren und verbreitet. Belohnung: Immerhin 188 Flies, mit dem das Blog in den Charts vom 17. Januar auf (dem unveröffentlichten) Platz 228 landete. In die Mainstream-Medien geriet der Fall damit aber noch nicht, dafür war am Morgen des 18. Januar das deutlich bekanntere Blog “Internet-Law” verantwortlich, das die Meldung des “Research Institutes” in einem knappen Eintrag aufgriff und weiter verbreitete. Wegen der größeren Bekanntheit des Blogs kamen 1.098 Flies zusammen und bescherten dem Blog Platz 11 in den Charts vom 18. Januar – und sogar Platz 1 der reinen Twitter-Charts.

Es folgten zahlreiche Fach- und Mainstream-Medien wie “MEEDIA”, “De:Bug”, “Focus Online”, “Spiegel Online” aber auch andere populäre Blogs wie “Nerdcore” oder “Kotzendes Einhorn”, die die Nachricht aufgriffen und aufbereiteten. Allerdings: Niemand kam an die Zahlen von “Internet-Law” heran, wie dieser kleine Auszug aus den Charts vom 18. Januar zeigt:

011. Internet-Law (1.098 Flies)
014. Spiegel Online (1.028)
016. Das Kraftfuttermischwerk (909)
036. Nerdcore (637)
046. heise online (455)
051. De:Bug (430)
091. Kotzendes Einhorn (266)
269. neumusik.com (107)
310. MEEDIA (91)

Auch am 19. Januar kamen dann noch einige Medienberichte zu dem Fall hinzu, über die 100-Flies-Marke kam dabei aber nur noch DWDL.de. Der Bayerische Rundfunk teilte übrigens noch am 18. Januar mit, “an einem neuen Konzept” für die “Space Night” zu arbeiten. Die von einem kleinen Blog ausgelöste Medienwelle hat also offenbar etwas erreicht.


22.01.2013

Space Night wurde gerettet


Liebe Freunde der Space Night. Am 17.01.2013 berichtete unser Blog vom Aus der Space Night. Das hat hohe Wellen geschlagen. Nur fünf Tage danach können wir Euch mitteilen, dass die Space Night den Anschlag der GEMA überlebt hat und sich auf dem Weg der Besserung befindet. Die Pressestelle des BR teilt uns eben hierzu auf Anfrage mit:


Die "Space Night" wird wie geplant wieder auf den Bildschirm kommen. An einem neuen Konzept wird gearbeitet. Die "Space Night" wird künftig neben einer Musikuntermalung auch neue Elemente enthalten. Das neue Konzept wird es ermöglichen, die "Space Night" in bekannter Güte, aber zu erheblich niedrigeren Kosten für Musikrechte auszustrahlen. Der BR verfügt dank seiner weltweit bekannten und geschätzten Klangkörper zum Beispiel über eigene Musikrechte und Kompositionsmöglichkeiten. Im Rahmen der Neukonzeptionierung wird aber auch die Verwendung von Creative Commons-lizenzierter Musik geprüft… Möglich wären auch weitere kreative Gestaltungselemente.

Die Unterbrechung der Ausstrahlung steht in Zusammenhang mit den laufenden Verhandlungen zur Neugestaltung der GEMA-Beiträge mit der ARD. Fest steht, dass sich bei einer Fortführung der "Space Night" in der bisherigen Form die Kosten für die Ausstrahlung nach jetzigem Stand deutlich erhöht hätten. Jährlich ist von einem niedrigen siebenstelligen Betrag nur für die Musikrechte auszugehen.

BR-alpha hat die "Space Night" seit Januar 1998 ausgestrahlt, das Bayerische Fernsehen von 1994 bis zum Frühjahr 2012.


TRI-INFO: Die Steigbügelhalter der GEMA

19.01.2013

Space Night - Neues Konzept


Das Bayerische Fernsehen arbeitet an einem neuen Konzept für die "Space Night". Die „Space Night“ in ihrer bisherigen Form wurde am 7. Januar in BR-alpha das letzte Mal ausgestrahlt.

Hintergrund sind die laufenden Verhandlungen zur Neugestaltung der GEMA-Beiträge mit der ARD. Fest steht, dass sich bei einer Fortführung der musikuntermalten "Space Night" die Kosten für die Ausstrahlung nach jetzigem Stand deutlich erhöhen würden. Jährlich ist von einem niedrigen siebenstelligen Betrag nur für die Musikrechte auszugehen. Diese Mehrkosten wären zu Lasten anderer Programmformate gegangen.


Soviel ist einer BR-Pressemitteilung zu entnehmen.


17.01.2013

Space Night auf BR-Alpha


Die Space Night war schon etwas Besonderes und alles andere als unbeliebt. Um so überraschender war es darum für uns zu erfahren, dass die Space Night auf BR-alpha am 07.01.2013 zum letzen Mal stattfand. Was aber ist der Grund für dieses plötzliche Ende? Auf unsere Anfrage teilt uns das BR-Fernsehen hierzu heute folgendes mit:


…vielen Dank für Ihre Anfrage an das Bayerische Fernsehen!

Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir die Sendereihe "Space Night" nicht mehr im Programm von BR-Alpha führen.

Grund hierfür ist, dass die GEMA eine Gebührenreform durchgeführt hat, sodass die Produktionskosten für "Space Night" für den Bayerischen Rundfunk erhöht wurden.

Daraufhin hat sich unsere Programmplanung entschieden, die Produktion der Sendereihe nicht mehr fortzusetzen.

Es tut uns Leid Ihnen keine andere Auskunft geben zu können!


Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Zuschauerservice





(CC BY-ND 3.0 DE)


Update: 25.02.2013  All-Tag nachts im Fernsehen
BR-alpha tritt am Montag, 25. Februar, wieder in den Orbit ein und sendet die bekannten Folgen der "Space Night".

Update: 21.02.2013  Return of Space Night

Update: 22.01.2013  Space Night wurde gerettet

Update: 19.01.2013  Space Night - Neues Konzept

16.01.2013

Vorsicht ! Frisch gestrichen


Myspace: Neueröffnung nach Renovierung

Das einst beliebte Netzwerk Myspace steht nach einer Generalüberholung neuen Nutzern offen. Jeder kann sich nun auf der umgestalteten Plattform anmelden und dort ein eigenes Profil anlegen. Begrüßt werden die Nutzer dabei von Myspace-Investor Justin Timberlake und einer neuen Single des US-Popstars.
Medienmogul Rupert Murdoch hatte das Netzwerk, das vor allem bei Musikern und Bands beliebt war, einst für fast 600 Millionen US-Dollar gekauft. Doch dann überrundete Facebook das Musiknetzwerk. Ende Juni 2011 verkaufte MurdochsNews Corp. Myspace für nur noch 35 Millionen Dollar an eine Gruppe von Investoren, zu denen auch Timberlake gehört. Sie kündigten im vergangenen Jahr das Neudesign an. Damit will das Netzwerk neue Nutzer anlocken und alte zurückholen. Das berichtet heise online am 15.01.2013

„Das Lied von der Tünche“ 

Ist wo etwas faul und rieselt‘s im Gemäuer 
Dann ist‘s nötig, daß man etwas tut 
Und die Fäulnis wächst ganz ungeheuer. 
Wenn das einer sieht, das ist nicht gut. 
Da ist Tünche nötig, frische Tünche nötig! 
Wenn der Saustall einfällt, ist‘s zu spät! 
Gebt uns Tünche, dann sind wir erbötig 
Alles so zu machen, daß es noch mal geht. 
Da ist schon wieder ein neuer 
Häßlicher Fleck am Gemäuer! 
Das ist nicht gut. (Gar nicht gut.) 
Da sind neue Risse! 
Lauter Hindernisse! 
Da ist‘s nötig, daß man noch mehr tut! 
Wenn‘s doch endlich aufwärtsginge! 
Diese fürchterlichen Sprünge 
Sind nicht gut! (Gar nicht gut.) 
Drum ist Tünche nötig! Viele Tünche nötig! 
Wenn der Saustall einfällt, ist‘s zu spät! 
Gebt uns Tünche und wir sind erbötig 
Alles so zu machen, daß es noch mal geht. 
Hier ist Tünche! Macht doch kein Geschrei! 
Hier steht Tünche Tag und Nacht bereit. 
Hier ist Tünche, da wird alles neu 
Und dann habt ihr eure neue Zeit! 

(Bertolt Brecht)



Verloren im Konsum


Soziale Netzwerke spielen eine zunehmend wichtige Rolle bei Kaufentscheidungen und für die Markenbindung. Gerade die Jüngeren werden inzwischen stark durch Markenwelten geprägt, die Unternehmen in sozialen Netzwerken aufbauen.

Fast ein Viertel (24 Prozent) der Internetnutzer in Deutschland ist Fan einer Marke oder eines Produkts in sozialen Netzwerken wie Facebook. In absoluten Zahlen entspricht das rund 13 Millionen Internetusern. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Hightech-Verbands BITKOM ergeben. Danach sind es vor allem die Jüngeren, die in sozialen Netzwerken ihr Interesse für kommerzielle Angebote bekunden: Fast die Hälfte (48 Prozent) der 14- bis 29-Jährigen Internetnutzer ist Fan von Marken, Produkten oder bestimmten Dienstleistungen. Unter den 30- bis 49-Jährigen sind es 20 Prozent und in der Altersgruppe 50-Plus nur 11 Prozent. Unterschiede nach Geschlecht oder dem formellen Bildungsgrad gibt es dagegen nicht. „Soziale Netzwerke spielen eine zunehmend wichtige Rolle bei Kaufentscheidungen und für die Markenbindung“, sagte BITKOM-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Gerade die Jüngeren werden inzwischen stark durch Markenwelten geprägt, die Unternehmen in sozialen Netzwerken aufbauen.“

Neben der Präsentation von Produkten erfüllen soziale Netzwerke für die Unternehmen zunehmend praktische Aufgaben. „Organisationen beantworten in sozialen Netzwerken Anfragen von Kunden, kommen mit potenziellen Bewerbern ins Gespräch oder binden Verbraucher in die Entwicklung von Produkten ein“, sagte Rohleder. Dafür müssten allerdings die internen Prozesse in den Organisationen angepasst und zum Beispiel der Kundenservice in die Kommunikation in sozialen Medien eingebunden werden. (Quelle: www.bitkom.org)

15.01.2013

Medienutopien


In den sowjetischen Montagefilmen der Zwanziger Jahre entdeckte Walter Benjamin eine radikale Neuerung: Es gab in diesen Filmen keine klassischen "Helden", jedes einzelne Mitglied des Kollektivs konnte in diesen Filmen sein Recht auf Reproduziertwerden beanspruchen, sei es in seinem Arbeitsumfeld, sei es beim revolutionären Kampf. So müßten Filme in einer Gesellschaft aussehen, in der die Produktionsmittel in Hand der revolutionären Massen seien. Gleichzeitig interessierte sich Bertolt Brecht für das noch jüngere Medium des Radios. Er befand es für einseitig, im wahrsten Sinne, und stellte folgende Forderung: "Der Rundfunk ist aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein öffentliches Kanalsystem, das heißt, er wäre es, wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern ihn in Beziehung zusetzen."

Diese beiden Visionen, das Recht auf Reproduzierbarkeit jedes einzelnen Mitglieds der Gesellschaft und die Verwandlung des Radios in einen Kommunikationsapparat, sind heute Wirklichkeit geworden. Es besteht kein struktureller Unterschied mehr zwischen dem Computer, der eine Information produziert, und einem Computer, der diese Information empfängt. Die eindeutige Sender-Empfänger-Relation, die in den bisherigen Instrumenten Schreibmaschine - Zeitung, Mikrophon - Radio, Kamera - Fernseher bestanden, sind aufgehoben. Doch wer nun denkt, wir würden damit automatisch in einer besseren Gesellschaft landen, hat sich geschnitten. Die Medienvisionäre, die ihre hohen Erwartungen an das Internet knüpften, die 68er, die die "proletarische Öffentlichkeit" (Kluge/Negt) und einen "emanzipatorischen Mediengebrauch" von den neuen Medien erwartet hatten (Enzensberger), sitzen in der Ecke und schmollen. Der Grund dafür ist, daß sich die neuen Medien unter kommerzorientierten bürgerlichen Bedingungen entwickelt haben. Der kapitalistische Medienbetrieb ist ein mächtiger und flexibler Mechanismus, der ohne Probleme potentiell emanzipatorische Medien vereinnahmen kann. Jeder Mensch hat heute ein Recht auf seine technische Reproduzierbarkeit. In Talk-Shows werden "ganz normale" Menschen präsentiert, ihr Normalsein stellt geradezu ihren Austellungswert dar. Und trotzdem ist in diesen Sendungen nichts Emanzipatorisches. Das Klientel dieser Sendungen, meist aus Kleinbürgertum und Unterschicht rekrutiert, reproduziert hier unaufgefordert Klischees der Leistungsgesellschaft und hackt aufeinander rum, anstatt Fragen nach den Ursachen ihrer gemeinsamen Misere zu stellen. Genauso ist heute der Unterschied zwischen Sender und Empfänger potentiell aufgehoben. Durch den immer weiter verbreiteten Zugang zum Internet kann jeder seinen Beitrag - theoretisch - an ein Millionenpublikum richten. Und trotzdem ist am Internet wenig Emanzipatorisches. In seiner rasanten Verbreitung hat es lediglich die kapitalistischen Bedingungen der Gesellschaft in sich hineinkopiert, nach einer euphorischen Pionierphase wird es heute zum großen Teil von Konzernen dominiert.
Quelle: http://www.nadir.org/nadir/initiativ/kombo/k_46/k_46indym.htm



13.01.2013

GEMA vs. YouTube


onlinepc.ch berichtet heute:
Bis Januar 2013 haben sich die beiden Kontrahenten über die Frage der urheberrechtlichen Verantwortlichkeit und die Höhe der Vergütung für die auf Youtube eingestellten Videos nicht einigen können. Bei den eingereichten Anträgen auf Schadenersatz geht es laut Gema um die unlizenzierte Nutzung von 1.000 urheberrechtlich geschützten Musikwerken. Die Gema will die Angemessenheit der von ihr geforderten Per-Stream-Minimumvergütung von 0,375 Cent überprüfen lassen. "Für die Nutzung des urheberrechtlich geschützten Repertoires müssen die Urheber angemessen entlohnt werden. Seit dem 1. April 2009 hat sich YouTube allen Vorschlägen einer angemessenen Lizenzierung verweigert", begründet Gema -Vorsitzender Harald Heker den Schritt…
Youtube nannte den Abbruch der Verhandlungen durch die Gema überraschend und enttäuschend: "YouTube ist der festen Überzeugung, dass Rechteinhaber und Musikschaffende von ihrer kreativen Arbeit auf Youtube profitieren sollen. Wir haben Dutzende von Verträgen mit Verwertungsgesellschaften für mehr als 45 Länder geschlossen, weil wir Musikschaffenden dadurch zu einer wichtigen Einnahmequelle verhelfen und wir Künstlern eine Plattform bieten, um entdeckt und bekannt zu werden", sagt Mounira Latrache, Pressesprecherin für Youtube in Deutschland: "In Deutschland sind Künstlern, Komponisten, Autoren, Verlagen und Plattenfirmen diese Möglichkeiten durch die Entscheidungen der Gema verwehrt." Youtube wolle weiterhin mit der Gema eine Lösung finden, die dem Geschäftsmodell der Videoplattform entspricht.


12.01.2013

HEAR / LIKE / BUY


(Andrew Dubber) Music is pretty much unique when it comes to media consumption. You don’t buy a movie ticket because you liked the film so much, and while you might buy a book because you enjoyed reading it so much at the library, typically you’ll purchase first, then consume.

But music is different — and radio proves that. By far the most reliable way to promote music is to have people hear it. Repeatedly, if possible — and for free. After a while, if you’re lucky, people get to know and love the music. Sooner or later, they’re going to want to own it.

Nobody really wants to buy a piece of music they don’t know — let alone one they haven’t heard. Especially if it’s by someone who lies outside their usual frame of reference.

And a 30-second sample is a waste of your time and bandwidth. It’s worse than useless. That’s not enough to get to like your music. Let them hear it, keep it, live with it. And then bring them back as a fan.

The simplest way to promote music and build an economic relationship with a consumer is to let them hear it. Let them hear it repeatedly, without restriction. Let them grow to love your music and hear it as a part of their collection. Then they will want you to have their money.

This is not just a truism about music online — it’s also just how capitalism works. You provide value, then you are rewarded with money. You don’t get the money first — and you don’t get to decide what value is.

Quelle-Text: http://newmusicstrategies.com/2007/03/19/

02.01.2013

Profitdenken


Aus: Wolfgang Martin Stroh, Zur Soziologie der elektronischen Musik Amadeus-Verlag, Zürich 1975

Primär dient Musik heute als eine Form von Ideologie bzw. als Vermittler gesellschaftlicher Funktionen, die dabei systematisch und raffiniert verschleiert oder verfälscht werden, der Reproduktion falschen gesellschaftlichen Bewußtseins. Diese Eigenschaft besitzt die Musik auch dann, wenn sie beispielsweise "handwerklich" hergestellt und in keiner Weise unmittelbar unter das Kapital subsumiert ist. Wo dieser ideologischen Funktion ökonomische Produktionsverhältnisse eingepaßt werden können, gelten - dann aber sekundär - die kapitalistischen Kategorien wie die Profitmaximierung unmittelbar innerhalb der musikalischen Produktion. Lassen sich aber ökonomische Kategorien nicht einpassen, so kann daraus noch nicht geschlossen werden, daß diese musikalischen Erscheinungen in irgendeiner Weise bereits "kritisch" zur kapitalistischen Gesellschaft oder gar außerhalb ihres Einflußbereiches stehen.

Profitdenken wirkt auf die musikalische Produktion in doppelter und widersprüchlicher Weise zurück. Einerseits passen sich Komponisten auf längere Sicht gegebenen musikalischen Produktionsverhältnissen an, die in einem mehr oder weniger stabilen Gleichgewicht zum Profitinteresse stehen. Dies gilt nicht nur heute für elektronische Komponisten, die sich an den von der Elektroindustrie vorgezeichneten Bedingungen und Möglichkeiten zu orientieren haben, sondern schon für unprofitable Extremfälle wie Anton Webern, der angesichts der Aufführungsmöglichkeiten seiner Werke auch Symphonien und Konzerte für Kammerensemble geschrieben und auch sonst kleine Besetzungen bevorzugt hat. Andererseits kann aber gerade auch ökonomisch errechneter Mißerfolg zu einem Künstlerethos ideologisch stilisiert werden, so daß schließlich der eigentliche Erfolg im Mißerfolg gesehen wird (was freilich bei Strafe des Hungertods irgendeine materielle Basis voraussetzt); so sagt beispielsweise Schönberg im Frühjahr 1910: "Ich will zugeben, daß mir dieser Erfolg gegenwärtig noch fehlt, weil er fehlen muß, wenn meine Sache so gut ist wie ich glaube" (Arnold Schönberg: Briefe, hg. von E. Stein, Schott Mainz 1957, S. 24).

Das erste Kapitel der "Zur Soziologie der elektronischen Musik" enthält eine allgemeine Abhandlung über den Warencharakter von Musik und Musikproduktion. Dabei wird die Kategorie "Ware" losgelöst vom Kommerziellen und als "prinzipiell bürgerliche Kategorie" mit den Phänomenen "Kunstwerk", "Komponist", "Fortschritt" und "Musikkritik" in Verbindung gebracht. Der Text entstand in Seminaren zur Musiksoziologie am Musikwissenschaftlichen Institut Freiburg 1972 bis 1973. Das Buch fand im angloamerikanischen Raum und in der Schweiz ein freundliches Echo, blieb in der BRD weitgehend unbekannt.